"Powerpoint-Profis mit Kurzzeitgedächtnis"

Der Artikel „Powerpoint-Profis mit Kurzzeitgedächtnis“, erschienen in der Süddeutschen Zeitung Nr. 231 vom 4./5. Oktober 2008 und verfasst von Kaspar Renner, kritisiert einen neuen Masterstudienlehrgang der Freien Universität Berlins.


Genau wie Kaspar Renner möchte auch ich hier nicht den Studienlehrgang detaillierter beschreiben, auch bei mir steht die Kritik (in dem Fall an seiner Kritik) im Vordergrund. Herr Renner beginnt seinen Artikel mit einer Gegenüberstellung des idealen Gelehrten (dem „Universalhistoriker“) und den zukünftigen Absolventen dieses Masterstudiums die er als Brotgelehrte bezeichnet (sprich Gelehrte denen es unmöglich ist Gesamtzusammenhänge zu erkennen). Falls dies den zukünftigen Absolventen noch nicht genug beleidigt, fügt er noch den Begriff des „auf Fragen der Vergangenheit spezialisierten PR-Agenten“ ein. Weiters bezeichnet er die armen Studenten als zukünftige „Kalenderblatt“ -Autoren oder Produzenten geschichtlicher Doku-Soaps.
Auch wenn Herr Renner die theoretische Rechtfertigung der Gründer dieses Studienlehrgangs durchaus gelten, lässt so befürchtet er doch, dass durch die konkrete Architektur des Masters, die Ausbildung in, seiner Meinung nach, entscheidenden Kernkompetenzen eines Historikers zu kurz kommt: Der Recherche und der Quellenkritik.



Auf den konkreten Aufbau des Studiums geht der Autor folgendermaßen ein: Aus den sieben Modulen werden zwei ausgewählt die noch am ehesten „echten“ geschichtlichen Innhalt versprechen. Aus einem dieser Module wird eine angebotene Vorlesung gewählt und aus dem anderen eine theoretisch mögliche Vorlesung. Da die anderen fünf Module nicht wirklich Geschichte (sondern Präsentations-, PR- und Managersachen) sind folgert Herr Renner, dass Absolventen in diesen zwei Jahren etwas über das NS-Regime und die DDR gelernt (also so richtig gelernt) haben.
Genau so funktioniert der ganze Artikel:



Universalhistoriker gut - Brotgelehrter schlecht
Recherche und Quellenkritik gut – PR, Präsentieren, Kommunikation schlecht



Einen detaillierten Lebenslauf des Herrn Renner habe ich leider nicht gefunden (ebenso wenig wie er einen detaillierten Studienplan), deshalb bleibt auch mir nichts anderes über als Vermutungen anzustellen. Herr Kaspar Renner sieht sich selbst als einen „richtigen“ Universalhistoriker der die objektive Wahrheit durch Recherche und Quellenkritik zu finden vermag und diese dann auch ohne unnötige Marketing-Module kommunizieren kann. Herrn Renner bleibt die Hoffnung, dass alle Absolventen nach Ihrem „public history“ sich wieder der Wahrheit zuwenden und die wahre Geschichte studieren; mir bleibt die Hoffnung, dass auch promovierte Historiker (wie Kaspar Renner?) erkennen, dass die „Wahrheit“ (was immer das sein mag) erst durch Kommunikation entsteht.



Zusammenfassend: Ich sehe auch die vom Autor angesprochenen Probleme eines solchen Studiums (vor allem ist es sehr bedenklich wenn ein Studium wie das der Geschichte nach Marktkriterien beurteilt werden soll). Unfaire Kritik, gepaart mit Vermutungen, Beleidigungen und unsinnigen Thesen über die Wahrheit sind aber unter meiner Würde (was der vorletzte Absatz wohl eindrucksvoll bestätigt!).
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